Charly Beutin – Gesang, Gitarre
„Was nun, was tun?”
Die Charly-Schreckschuss-Story ist die Geschichte von einem Jungen, der in einer Norddeutschen Arbeitersiedlung aufgewachsen ist, in der der Horizont schon am Ende der Straße aufhört. Vater erst Schuster, dann Kriegsheimkehrer. Das Haus war klein, man lebte in Wohnküche und einem Zimmer, das andere war für gut vorbehalten. Gut war nicht so oft im Hause Beutin.
Der Junge wurde am 29. Mai 1951 geboren. Erst einmal natürlich zur Volksschule. Rainer war oft krank, deshalb konnte er weder da mithalten noch auf dem Bolzplatz. Endgültig zum Außenseiter machte ihn ein ärztliches Attest „Beutin darf nicht geschlagen werden”. So war das damals. Aber Außenseiter entwickeln oft besondere Talente, um Anerkennung zu finden. Schon als Kind lebte er die Vision, dass seine Zukunft mehr für ihn bereit halten würde als die Knochenarbeit auf der Werft oder „auf Dünger”, bei der nahen Kunstdüngerfabrik, die für die Kinder in seiner Straße vorgezeichnet war.
Karrierestart durchs Klofenster
10 Jahre weiter und einige Schrammen auf der sensiblen Seele mehr kamen Rock’n Roll- und R&B-Musik an die Eider. Einige der Bands, die einen Gig im Hamburger Starclub hinter sich hatten, zogen weiter übers flache Land und traten im „Saatsee-Club” auf, ganz in der Nähe. Sogar welche in der Güteklasse wie die Kinks. Die Große Freiheit in der Provinz. Rainer fühlte sich magisch angezogen, half beim Aufbau, schleppte die Anlage und sicherte sich damit einen Platz im Backstagebereich, ganz nah an den Künstlern. Da gingen bei ihm alle Lampen an. Er beschloss, Rockstar zu werden und gründete die erste Garagen-Band. Klappte erstmal nur bedingt – die anderen mussten immer schon um 6 Uhr zuhause sein. Er eigentlich auch, aber er kletterte gleich wieder aus dem Klofenster zurück in die Konzerte und Gigs mit Sly & The Family Stone, Frumpy und so weiter. Irgendwann in diesen Jahren wurde aus Rainer Charly, der lernte Gitarrespielen, aber dessen Hauptinstrument war seine markante Stimme, die er gnadenlos in allen Facetten zwischen markerschütternd kreischend und schmuseweich-schmeichelnd ausreizte. Der Übergang vom Amateur zum Profi geschieht schnell und wie von selbst.
Ein besonderes Gespür beweist Rainer Beutin, indem er immer wieder mit Passion und Überzeugungskraft Musiker aus der obersten Liga für sich gewinnen kann. Die ersten drei Langspielplatten, die er zwischen 1981 und 1988 veröffentlicht, bekommen durch die Bank allerbeste Rezensionen und werden alle drei mit dem offiziellen Vierteljahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. Hattrick. Später kommen noch Album 4 und 5 dazu die so geehrt werden. Insgesamt hat Beutin 10 Alben veröffentlicht, viele davon mit Sammlerwert.
Authentische Songs, nur echt aus Beutins Bauch und Herz, Kopf und Seele.
Seine Musik begeistert mit leidenschaftlichem Soul, packendem Rock, groovendem Boogie und immer wieder mit dem authentischsten R&B-Feeling zwischen Eider und Isar. Einerseits besticht die musikalische Brillanz, zum anderen sind es die pointierten Texte zwischen rau und zart, zwischen poetisch und lakonisch. Das Engagement seiner Musiker ist unschätzbar. Deshalb werden sie, wie es sich für Familienmitgliedergehört, hier beim Namen genannt. Am längsten dabei sind der Bassist Bernd Ohnesorg und der Drummer Jörg Berger, dann kam der Gitarrist Wolfgang Meis, der Akkordeonist Kai Dorenkamp und für Wolfgang Meis wurde Anfang 2018 Eiko Krämer in die Schreckschuss-Familie aufgenommen. Seit Neuestem ist Manne Kraski (Produzent von „Wildes Herz und Klare Kante”) fest an Bord. Mit ihm wird der Gitarrensound mächtig wie eine Kathedrale.
Wenn die Gitarre mal im Koffer bleibt:
Charly „Schreckschuss“ Beutin lebt in Klein-Königsförde, direkt am Nord-Ostsee-Kanal. Die großen Schiffe pusten Diesel und Fernweh in seinen Garten. Mit seiner Frau Hanna hat er drei Kinder großgezogen. Wenn er nicht Musik macht, ist Beutin als Masseur für langjährige Kunden tätig. Und wenn dann noch Zeit bleibt, holt er die Fender rein und segelt in der Flensburger Förde oder macht sein Seekayak klar. Zwischen Wasser und Wolken lädt er die Energien auf, die er auf der Bühne mit Windstärke 10 rauslässt.