Der Norden freut sich für die Charly Schreckschuss Band
Charly Schreckschuss Band steht mit ihrem aktuellen Album auf der Liederbestenliste!
Thomes Bunjes (Kieler Nachrichten, Segeberger Zeitung) verkündete die Tatsache der wohl persönlichsten CD-Empfehlung des Monats März von Tom Schröder vor allen anderen. Noch bevor überhaupt der März begonnen hatte. In einem ausführlichen Interview wollte er von Charly Beutin mehr dazu erfahren …
Von Thomas Bunjes:
Rendsburg. Gar nicht ungewohnt für Rainer Beutin, mit seiner Charly Schreckschuss Band (CSB) in irgendeiner Bestenliste aufzutauchen. Im März ist es die monatliche Liederbestenliste, herausgegeben vom Verein Deutschsprachige Musik, frei ausgewählt von einer Experten-Jury aus Deutschland, Österreich Belgien und der Schweiz.
Dort wünscht Tom Schröder, versierter Rundfunk-Journalist aus Mainz und Mitbegründer des renommierten SWR-Bluesfestivals in Lahnstein, dem aktuellen, zwölften CSB-Album Was nun – Was tun? in der Rubrik “ Persönliche Empfehlung“ möglichst viele Hörer. “ Rainer Charly Beutin kann beides“ , lobt Schröder in seiner Begründung, “ Entzaubern und Verzaubern – ein Unterhaltungskünstler, der schon dafür sorgt, dass der Bär genug zu steppen hat.“
Und Meister Petz steppt nun schon seit satten 40 Jahren. „Die erste Band, mit der ich Geld verdient habe, da haben wir nur Soultitel gecovert“ , erzählt der Rendsburger Musiker Reiner Beutin, „eine super Schule, auch zum Singen, und es war grandioser Stoff.“ Kein Wunder also, dass sich auf dem neuen Album der dann 1978 gegründeten CSB ein Soul-Klassiker in einer ebenfalls klassischen Schreckschuss-Version findet – auf Plattdeutsch: Sweet Soul Music (jo, jo). „In der ersten Band damals konnte keiner spielen, aber wir waren frech. Wir konnten zu viert einigermaßen singen, Sweet Soul Music war damals ein Riesenhit, und dann haben wir den viermal am Abend gespielt. Der Titel hat mich immer verfolgt.“ Nur zwei weitere Songs habe er in seinem Leben gecovert: That‘ s All Right von Arthur Crudup und aus Hey Joe in der Hendrix-Version wurde 2010 – ebenfalls op Platt – Hey Johann. “ Da ist ein Gitarrensolo drauf von Andreas Willers“, schwärmt Beutin, „das zähle ich zu den besten, die ich je in meinem Leben gehört habe.“ Und das ist ja nun auch schon Jede Menge Leben, wie die 67-jährige norddeutsche Blues-Eminenz 2007 ein CSB-Album getauft hat. Das übrigens, wie schon einige andere davor, den Preis der deutschen Schallplattenkritik eingeheimst hat. „Eigentlich bin ich ein Primat“, sagt Beutin, „ich kann keine Noten. Aber die Produzenten, mit denen ich zusammengearbeitet habe, haben immer gesagt: Bleib bloß, wie du bist. Fang ja nicht an, nachzudenken. Dann wird’s gefährlich, dann schreibst Du nicht mehr die Songs, weißt du?“
In Deutschland ist die Charly Schreckschuss Band nie richtig honoriert worden“
Rainer Beutin, Sänger der Charly Schreckschuss Band
Fito de la Parra, Schlagzeuger der weltberühmten US-Bluesband Canned Heat, kommt Beutin da in den Sinn. Unter Fitos Fittichen reifte 1994 eine Woche lang das CSB-Album Hold Me, Baby heran. “ Der wollte mich nach Kalifornien haben, der sagte: Ich stell‘ dir jede Band hin, wie du willst. Larry Taylor (Bassist u a. bei Canned Heat), mit dem habe ich schon gesprochen, kein Thema. Ich sag‘: Wer bin ich denn? Nun mal langsam! Und er: Ja, du schreibst die Lieder – Songs, die andere nachspielen.“ Zwei Lieder von Beutin habe Fito de la Parra damals auf der kommenden Canned-Heat-Scheibe unterbringen wollen. „Wenn das geklappt hätte“ , sagt Beutin, “ dann wäre ich wichtig geworden.“
Ist er natürlich trotzdem, zumindest für die Blues-Szene in Deutschland, seit Beutin durch B.B. King, John Lee Hooker, John Mayall und vor allem auch Canned Heat den Blues lieben lernte. Dutzende, teils grandiose Songs gehen auf sein Konto, auf Was nun – Was tun? etwa die siebenminütige Dampframme Charly’s Boogie, der augenzwinkernde Bluesrock-Song Männer und Frauen („passen nicht zusammen, nur in der Mitte, sagt meine Schwiegermutter“ ) oder das hymnisch rockige Einmal, für das Buchautor und Bio-Bauer Matthias Stührwoldt aus Stolpe den Text verfasst hat. „In Deutschland ist die Charly Schreckschuss Band nie richtig honoriert worden“, stellt Beutin nüchtern fest, „ist ein schweres Eisen. Mir hat mal ein Fan ein T-Shirt geschenkt, hatte er für mich machen lassen, da stand vorne drauf: Schon wieder ’n Hit … und hinten: …und keiner hat‘ s gemerkt.“